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Musikzug Kirchwehren verabschiedet seinen Leiter Jonas Kruse

Jonas Kruse
Jonas Kruse

Nach sechs Jahren auf zu neuen Zielen – Offizielle Verabschiedung steht in den Sternen

 

Kirchwehren Ein Donnerstagabend im März 2014 –ungläubiges Tuscheln geht durch die Reihen: „Ganz schön jung das Bürschchen. Und der will uns sagen, wo’s lang geht?“ Ja, will er. 

 

Doch der Reihe nach: Der junge Bursche – und mit 21 darf man das noch sagen – ist Jonas Kruse, der an diesem Tag sein Probedirigat abliefert. Und überzeugt! Mit großer Begeisterung wird Jonas zum neuen Dirigenten erwählt. 

 

 

 

Jonas Kruse studiert zu der Zeit bereits seit zwei Jahren u.a. Schulmusik in Hannover und hat als Posaunist, aber auch als Dirigent in zahlreichen Formationen fast schon jahrzehntelange Erfahrungen sammeln können. Das Format „Dorfkapelle“ hat dabei seinen ganz eigenen Reiz auf Jonas ausgeübt: „Was ich hier besonders schätze, ist die große Durchmischtheit der Mitglieder – es kommen so viele verschiedene Altersgruppen, Berufsgruppen Persönlichkeiten zusammen und bilden eine Gemeinschaft. Hier stimmt es wirklich, dass Musik verbindet.“

 

In den folgenden Jahren findet der Musikzug in ihm einen musikalischen Leiter, der fordert und von dem sich, aufgrund seiner lockeren Art, gepaart mit musikalischem Wissen und Können und nicht zuletzt auch dank seiner pädagogischen Fähigkeiten, alle gerne fordern lassen.

 

 

Bei zahlreichen Ausmärschen folgte das Orchester seinem Schritt, manchmal aber folgte er dem Orchester. Kruse: „Als das erste Mal bei einem Ausmarsch vom Schlagzeug eine Samba ‚gezündet‘ wurde, war ich wirklich überrascht. Das ist schon einzigartig. Und da merken dann auch die Zuschauer und Zuhörer, dass wir eine fröhliche Truppe sind und ganz und gar nicht versteift.“

Unter seiner Leitung hat der Musikzug jedes Jahr ein Konzertprogramm erarbeitet, das im Dorf jedes Mal begeistert aufgenommen wurde – „Bunter Frühschoppen“, „Wie klingt Europa?“, „Von Helden, Märchen und Sagen“, „Moving Tunes“, „Film und Folk“. 

Die für 2020 einstudierte Abendmusik „To the moon …“ ist dann leider Corona zum Opfer gefallen. 

 

Geplant war „To the moon …“ auch als Abschiedskonzert von Jonas, der in den letzten Jahren nicht nur musikalisch aktiv war, sondern auch sein Studium beendet und ein weiteres (Aufbau)Studium begonnen hat, das er in Kürze abschließen wird. Das nun anstehende Referendariat wird ihm nicht mehr die nötige Zeit lassen, so dass er die Leitung des Musikzuges abgeben muss; zwei Jahre später übrigens, als er selbst 2014 in Aussicht gestellt hat (zur Freude der Musiker).

 

Abschiedskonzert ausgefallen, offizielle Taktstockübergabe coronabedingt ungewiß – zumindest im informellen Kreis des Musikzuges hat sich Jonas an diesem Donnerstag bei einer Probe verabschiedet: „Ich wünsche Euch, dass Ihr weiter eine so muntere, aufgeschlossene Truppe bleibt, in der sich alle wohlfühlen können. Mit viel Freude an der Musik und am Miteinander. Und ich freue mich auf Euer nächstes Konzert, das ich dann hoffentlich als Zuhörer verfolgen kann.“

 

Ines Möller, Mitglied der Musikzugleitung: „Jonas, wir haben uns von Dir Bürschchen gerne sagen lassen, wo’s langgeht!“ 

 

Die Nachfolgerin von Jonas Kruse ist bereits ausgewählt, dazu an anderer Stelle mehr. Die Übergabe wird schrittweise erfolgen, so dass Jonas in den nächsten Monaten noch am Proben- und Auftrittgeschehen teilnehmen wird.

 


Interview mit Jonas

Jonas, Du hast den Taktstock des Musikzuges vor 6 Jahren übernommen. Welche Vorstellungen hattest Du damals, wohin Du mit uns willst?

 

Ich hatte nicht das eine Bild oder den einen Klang im Kopf, den ich mit Euch erreichen wollte. Zunächst mal war ja das Orchester bereits sehr gut aufgestellt und die vielen guten Dinge, die meine Vorgängerin etabliert hatte, habe ich gerne aufgenommen und beibehalten. Das abwechslungsreiche Repertoire, programmatische Konzertprogramme, die hervorragende Jugendarbeit, die Vernetzung im Ort... Und von da ausgehend wollte ich dann in kleinen Schritten an ganz grundlegenden musikalischen Dingen weiterarbeiten. Darum geht es bei musikalischen Proben im Endeffekt immer: Noch genauer hinhören, noch feiner justieren, einen noch homogeneren Klang schaffen, eine noch größere Spielfreude erreichen.

 

Ich glaube, zwei wesentliche Ziele von mir waren zum Einen möglichst vielen Alt- und Neu-MusikzüglerInnen Spaß und Freude an Musik zu vermitteln und zum anderen den Ort weiter zu musikalisieren und bei Programmen sowohl Erwartungen und Wünsche der MusikerInnen und des Publikums zu befriedigen, als auch deren Ohren für Neues, Unbekanntes zu öffnen. 

 

Hast Du diese Ziele erreichen können?

 

Im Großen und Ganzen glaube ich schon. Ich freue mich, dass der Musikzug (weiterhin) ein so junges und spielfreudiges Orchester ist. Ich denke positiv an Momente, wo bei einem neuen Stück zuerst einmal Stirnrunzeln im Orchester herrschte, und in der Endphase oder auch erst nach dem Konzert dann Aussagen kamen wie: „Ich war ja anfangs skeptisch. Aber jetzt, wo es läuft, ist es ein super cooles Stück.“ Natürlich habe ich auch hier und da im Laufe der Zeit meine „Ziele" nachjustiert, man musste sich ja auch erst einmal kennenlernen. Das Schöne an einigen der von mir formulierten Ziele ist, dass man sie gar nicht wirklich erreichen kann, sondern ein Leben lang daran arbeitet. Dabei wünsche ich Euch auch für die Zukunft viel Spaß und Durchhaltevermögen. 

 

Was wird Dir von Kirchwehren, vom Musikzug, von der Feuerwehr besonders in Erinnerung bleiben?

 

Von allen Dreien gleichermaßen: Die Offenheit, Aufgeschlossenheit, Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft. Ich bin vom ersten Moment an von allen Seiten wunderbar aufgenommen worden und habe erlebt, wie hier viele engagierte Akteure immer an einem Strang ziehen. 

 

Welche Erfahrungen nimmst Du aus dieser Zeit mit?

 

Ich habe in Kirchwehren eine Menge gelernt. Ihr seid ja das erste Orchester, was ich (außerhalb der Hochschule) dirigiert habe, ohne zuvor selbst als Instrumentalist mitgespielt zu haben. Also was nehme ich mit: Routine/Souveränität in der Probenarbeit, im Umgang mit einem Orchester und den vielen Akteuren. Und natürlich sehr viele bereichernde Begegnungen mit tollen Menschen!

 

Worauf bist Du besonders stolz? 

 

Ich freue mich besonders, dass in den letzten sechs Jahren so viele neue MusikerInnen den Weg in den Musikzug oder die Vororchester gefunden haben. Das ist zwar gar nicht in erster Linie mein Verdienst, die Vororchester stehen/standen ja hauptsächlich unter anderer Leitung, aber doch freut es mich besonders, die Entwicklung der Jung-MusikerInnen zu beobachten. Insbesondere bei den BlechbläserInnen, die ich selbst im Einzelunterricht von ihren ersten Tönen an unterrichtet habe, freut es mich sehr zu sehen, wie sie inzwischen im Musikzug eine Heimat gefunden haben. 

 

Text: Harald Vogt / Musikzug Kirchwehren

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